Häufig gestellte Fragen

Welche Baumaßnahmen sind geplant?

Seit 1972 wurden neben einigen örtlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Abflussverhältnisse an der Losse umfangreiche Untersuchungen angestellt, wie die Menschen vor den Auswirkungen der Hochwasserereignisse geschützt werden können.

Letztlich ergaben insgesamt 16 Untersuchungen und Studien, die jeweils aufeinander aufbauen, dass an zwei Standorten vor Helsa und vor Kaufungen Hochwasserschutzbecken möglich sind. Zusammen mit örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen in Kassel – Bettenhausen stellen diese den größtmöglichen realisierbaren Schutz dar. Diese Untersuchungen sind im Hochwasserschutzkonzept zusammengefasst.

 

Wie groß ist die Gefahr von Hochwasser?

Hochwasser ist ein normaler Vorgang. Man spricht beispielsweise von einem Frühjahrshochwasser. Das Gewässer kann die Wassermassen, die bei Regen und Schneeschmelze entstehen, nicht vollständig aufnehmen und tritt über die Ufer. In den Ortslagen sind die Gewässer so ausgebaut, dass diese jährlich auftretenden Hochwasser schadlos abgeleitet werden können.

Kritisch wird es bei Hochwasserereignissen, bei denen auch in den Ortschaften das Gewässerbett nicht mehr ausreicht, um das Wasser abzuleiten. Das Wasser tritt über die Ufer, Keller laufen voll, Gebäude werden beschädigt, bei starkem Hochwasser ist auch die Gefahr, dass Menschen ertrinken, gegeben.
Wie oft diese kritischen Hochwasserereignisse tatsächlich auftreten, kann nicht vorhergesagt werden. Das Lossebett in Helsa und Kaufungen kann ein sogenanntes 5jähriges Hochwasserereignis aufnehmen, ohne dass es zu Schäden kommt. Als 5jähriges Hochwasserereignis bezeichnet man ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 5 Jahre auftritt. Deutlicher wäre es, wenn man die Auftrittswahrscheinlichkeit mit 1:5  pro Jahr definiert.

Durch das kleine Einzugsgebiet der Losse ist die Vorwarnzeit sehr kurz. Es bleibt zu wenig Zeit um vorbeugende Maßnahmen durchzuführen oder sogar Menschen, die sich selbst nicht helfen können, zu evakuieren.

Durch den Klimawandel ändern sich die Wahrscheinlichkeiten erheblich. Man geht davon aus, dass die Hochwasserereignisse immer stärker werden und häufiger auftreten, daher ist eine Prognose schwierig! Insbesondere bei kleinen Einzugsgebieten, wie bei der Losse, wird es verstärkt zu Starkregen und damit zu Hochwasserereignissen kommen.

 

Kommt ein 100 jähriges Hochwasser nur alle 100 Jahre vor?

Als 100 jähriges Hochwasser bezeichnet man ein Hochwasser, das in dieser Stärke statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt.  Die Bezeichnung ist irreführend. Besser wäre es, man würde die Auftrittswahrscheinlichkeit mit 1:100 bezeichnen. Wenn beispielsweise in diesem Jahr ein derartiges Hochwasser auftreten würde, kann es durchaus sein, dass es schon im nächsten Jahr nochmal zu einem derartigen Ereignis kommt.

Durch den Klimawandel ändern sich die Wahrscheinlichkeiten erheblich. Man geht davon aus, dass die Hochwasserereignisse immer stärker werden und häufiger auftreten. Insbesondere bei kleinen Einzugsgebieten, wie hier bei der Losse, wird es verstärkt zu Starkregen und damit zu Hochwasserereignissen kommen.

 

Wieviel Wasser wird zurückgehalten – Wie groß sind die Becken?

Das Hochwasserrückhaltebecken Helsa hat ein Fassungsvermögen von 655.000 m³. Dazu wird ein Damm gebaut, der an der höchsten Stelle 11,5 m  über den Talboden ist und das etwa 200 m breite Lossetal in leicht geschwungenem Verlauf quert. Die Breite des Dammes beträgt bis zu 80 m. Seitlich des Tals müssen die Hänge zur Bahn und zur Bundesstraße angeschüttet werden, damit diese bei einem Einstau des Beckens und anschließender Entleerung standfest bleiben.
Die Steuerung des Beckens erfolgt im Durchlassbauwerk. Zwei Schütze regulieren die Wasserabgabe. Dadurch ist sichergestellt, dass der optimale Schutz in Helsa erreicht werden kann. Siehe auch Wie hoch ist der Schutz gegen Hochwasser?

Beispiel: Durchlassbauwerk HRB Ehringen

Beispiel: Durchlassbauwerk HRB Ehringen
Das Hochwasserrückhaltebecken Kaufungen befindet sich noch in der Vor – bzw. dem Entwurfsstadium. Hier soll ein Damm gebaut werden, der an der höchsten Stelle 12 m ist, das Fassungsvermögen beträgt 700.000 m³.

 

Wie hoch ist der Schutz gegen Hochwasser?

Das Hochwasserrückhaltebecken Helsa hat ein Fassungsvolumen von 655.000m³. Durch eine Pegelmessung unterhalb des Dammes wird der Durchfluss gemessen. Ist dieser Durchfluss zu groß, vermindern die Schütze, die im Durchlassbauwerk integriert sind, automatisch die Wassermengen. Das Becken füllt sich. Durch diese Steuerung wird erreicht, dass die Ortslage vor einem 50 – 100 jährigen Hochwasser (HQ100) geschützt ist.
Bis zur Einmündung des Wedemannbaches kann die Losse ein 100 jähriges Hochwasser abführen. Der Wedemannbach hat ein großes und steiles Einzugsgebiet, das bei Extremereignissen  schnell viel Wasser in die Losse ableitet. Bei einem 100 jährigen Hochwasser kann dann das Abflussvermögen der Losse überschritten werden und zu Überschwemmungen kommen. Diese fallen natürlich erheblich geringer aus, als dies ohne ein Becken der Fall wäre.

Vor der Ortslage von Kaufungen ist ebenfalls ein Becken geplant. Dieses wird ein Fassungsvolumen von 700.000 m³ haben. Mit beiden Becken erreicht man ein Retentionsvolumen von 1.355.000 m³. In Kombination mit dem Becken Helsa kann der Abfluss auch bei einem HQ100 um 80% reduziert werden. Die stark überschwemmungsgefährdete Ortslage Oberkaufungen ist dann auch vor einem 100 jährigen Hochwasser geschützt. Nach dem Zulauf des Lempersbach kann, im ungünstigen Fall, bei Überlagerung der Hochwasserwellen die Losse über die Ufer treten. Aber auch dann sind die Gefahren, die von diesen Überschwemmungen ausgehen, sehr viel geringer als in der aktuellen Situation, da der maximal zu erwartende Hochwasserabfluss um rund 60% verringert sein wird.

Nachdem beide Becken in Betrieb sind, wird durch eine adaptive Steuerung die Schutzwirkung weiter verbessert. Die Regenintensität ist  nicht zwangsläufig in dem gesamten Einzugsgebiet gleich hoch. So kann beispielsweise der Regen bei Kaufungen stärker als in Helsa sein oder beispielsweise im Bereich des Wedemannbaches besonders stark. Dadurch entstehen verschiedene Hochwasserwellen. Die adaptive Steuerung berücksichtigt diese örtlichen Unterschiede der Regenintensitäten und die dadurch entstehenden Hochwasserwellen. Durch eine „intelligente“ Steuerung werden die Abflussmengen aus den Becken so gesteuert, dass das Abflussvermögen der Losse in den Ortslagen optimal ausgenutzt wird.

Die Schutzwirkung der Becken reicht bis nach Kassel – Bettenhausen, die Spitzenabflüsse können um rund 30% reduziert werden. Zusätzlich werden hier bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen getroffen.

Kein Hochwasserrückhaltebecken kann vor allen Hochwasserereignissen schützen. Was passiert, wenn ein Hochwasserauftritt, das eine noch größere Wassermenge bringt als ein HQ100?
Auch bei einem derartigen Hochwasserereignis haben die Becken eine erhebliche Schutzfunktion. Es  werden erhebliche Wassermengen zurückgehalten, die die Ortslagen nicht belasten. Das bedeutete, dass weniger Häuser betroffen wären. Ferner wären die Vorwarnzeiten erheblich höher, da das Wasser zuerst eingestaut werden würde. 

 

Welche alternativen Möglichkeiten gibt es?

Der Bau der Becken bedeutet natürlich einen Eingriff in die Natur und hohe Baukosten. Zudem kostet auch der Betrieb Geld, das die Mitgliedskommunen aufbringen müssen. Daher ist die Frage berechtigt, ob es nicht andere Möglichkeiten zum Hochwasserschutz gibt. Regenereignisse, bei denen die Losse in den Ortslagen über die Ufer tritt traten bisher ca. alle 5 Jahre auf. Außerhalb der Ortslagen sind die Talauen häufiger überschwemmt. Die Ausbildung von Mulden und ungesteuerten Retentionsräumen bringen bei derartigen Regenereignissen keine Sicherheit. Bei Starkregen, das ein Hochwasser verursacht, fließt das Wasser aus den Bergen relativ schnell ab. Der Boden ist oft schon wassergesättigt und die natürlichen Mulden mit Wasser gefüllt. Dann helfen nur die gesteuerten Becken, das Wasser zurückzuhalten.

Der sogenannte alternative Hochwasserschutz hilft bei kleineren Regenereignissen und sollte auch nicht vernachlässigt werden. Der Losseverband hat beispielsweise bei der Renaturierung des Riffer – Geländes in Kaufungen einen Retentionsraum von rd. 67.000m³ ? geschaffen. Hier kann der Abfluss  jedoch nicht gesteuert werden, so kann es sein, dass der Rückhalteraum schon gefüllt ist, wenn ein Starkregen beginnt.

 

Was passiert, wenn ein Hochwasser kommt, das größer ist als die Becken fassen?

Es kann extreme Wetterereignisse geben, bei denen so viel Regen fällt, dass das Volumen der Becken nicht ausreicht. Auch bei einem derartigen Hochwasserereignis haben die Becken eine erhebliche Schutzfunktion. Zum einem werden sehr große Wassermengen zurückgehalten, so dass das Hochwasser bei Weitem nicht den Pegelstand erreicht, den es ohne diese Becken erreichen würde. Das bedeutet, dass weniger Häuser betroffen wären. Zum anderen wären die Vorwarnzeiten erheblich höher, da das Wasser zuerst eingestaut werden würde und erst bei vollen Becken ein Überstau eintritt. 

Hochwasserklappen, Bild: HW Ehringen
Hochwasserklappen, Bild: HW Ehringen

Die Becken selbst sind für diesen Fall gerüstet. Damit die Wassermassen nicht über den Damm laufen und somit die Standfestigkeit gefährden, werden so genannte „Fischbachklappen“ eingebaut. Steigt das Wasser über den maximalen Sollwert, werden diese Klappen gekippt und die Wassermengen können über diesen Überlauf abgeleitet werden.

Hochwasserklappen können abgesenkt werden
Hochwasserklappen können abgesenkt werden

 

Wie groß ist die Gefahr, dass ein Becken nicht funktioniert?

Die Becken werden vorrangig durch eine Pegelmessung vollautomatisch gesteuert. Sobald durch die Wetterdaten ein Starkregen gemeldet ist oder der Pegel entsprechend ansteigt, wird ein Stauwärter benachrichtigt und überwacht die Anlage. Ebenso wird der Betriebsleiter alarmiert. Beide Personen haben einen Stellvertreter, so dass genügend Ersatz zur Verfügung steht.  Die Beckensteuerung kann vor Ort oder über die Zentralsteuerung überwacht werden. Bei Stromausfall steht ein Notstromaggregat auf  der Anlage zur Verfügung. Ebenso lassen sich die Schütze und Klappen manuell mittels einer Welle, zum Beispiel durch einen Schlepper, bedienen. Es ist daher ein optimaler Schutz gegeben.

 

Wie werden die Becken gesteuert?

Durch eine Pegelmessung unterhalb des Dammes wird der Durchfluss gemessen. Ist dieser Durchfluss zu groß, vermindern die Schütze, die im Durchlassbauwerk integriert sind, automatisch die Wassermengen. Das Becken füllt sich. Neben dieser vollautomatischen Steuerung kann der Durchfluss manuell im Betriebsgebäude oder auch über die Fernüberwachungsanlage gesteuert werden. Nach dem Endausbau werden auch die regionalen Regenbedingungen in dem Einzugsbereich der Becken über einem entsprechenden Computerprogramm berücksichtigt und die Steuerung optimiert.

 

Wie wird der Eingriff in die Natur ausgeglichen?

Durch den Bau der Becken erfolgt ein Eingriff in die Natur. Dieser Eingriff ist entsprechend dem Hessischen Naturschutzgesetz zu bewerten. Ferner soll der Eingriff möglichst gering gehalten werden. Es wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und eine naturschutzrechtliche Planung ausgearbeitet, die den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

 

Welche Gebiete sind bei Hochwasser betroffen?

Die Überschwemmungsgebiete können über die Internetseite des HLNUG (Hessische Landesanstalt für Naturschutz, Umwelt und Geologie) unter dem Link
https://www.hlnug.de/?id=7243 und insbesondere https://www.geoportal.hessen.de/map?WMC=748
eingesehen werden.

Ein Beispiel aus dieser Karte zeigt, dass insbesondere in Kaufungen viele Gebäude hochwassergefährdet sind.

 

Gefährdet der Damm das Kleinklima?

Durch das Lossetal fließt die Kaltluftströmung in Richtung Kassel. Das Becken Helsa ist weit von der Bebauung entfernt, zudem ist hinter dem Hochwasserrückhaltedamm die Trasse der Regionalbahn, die über einem Damm das Tal kreuzt. Eine Beeinflussung der Kaltluftströmung durch das Bauwerk ist daher auszuschließen.

Das Becken Kaufungen liegt nahe an der Bebauung, daraus folgt, dass eine Beeinflussung theoretisch denkbar wäre. Der Wasserverband hat ein Klimagutachten in Auftrag gegeben, die eine mögliche Beeinflussung der Kaltluftströmungen untersuchen und bewerten soll. Das Ergebnis des Gutachtens liegt noch nicht vor.

 

Wer betreibt die Anlagen?

Für den ordnungsgemäßen Betrieb der Anlagen ist der Wasserverband Losse verantwortlich, der das erforderliche Fachpersonal einsetzen wird. Dieses ist für die Pflege, Wartung und den Betrieb insbesondere bei einem Einstau der Becken verantwortlich. Auch wenn auf Grund der Wetterprognosen ein Einstau  droht, werden die Anlagen besetzt.

 

Wer finanziert die Anlagen?

Der Bau der Hochwasserschutzanlage wird vom Land Hessen mit 80% bis 85% gefördert. Die restliche Finanzierung wird der Wasserverband übernehmen. Die Kosten für den Betrieb der Anlagen sind vom Verband zu tragen.