Kunstmühlenwehr in Kaufungen wird abgerissen - Letztes großes Wanderhindernis in der Losse fällt

Der Wasserverband Losse hat die Genehmigung zum Abriss des Kunstmühlenwehrs in Oberkaufungen. Demnächst werden die Bagger anrücken. Geschäftsführer Andreas Graf zeigt sich erfreut über die Genehmigung des Regierungspräsidiums Kassel: „Mit dem Kunstmühlenwehr fällt das letzte große Wanderhindernis für die Lebewesen in der Losse. Damit setzen wir die Europäische Wasserrahmenrichtlinie um.“ Nach dem Abbau der eigentlichen Wehranlage wird die Gewässersohle auf einer Länge von etwa 55 m mit einem Gefälle von 1,5 % profiliert. Außerdem wird der Einlauf in den Mühlgraben verfüllt. Dieser erhält damit kein Wasser mehr aus der Losse. Das im weiteren Verlauf des Mühlgrabens zulaufende Hangquellwasser reicht nicht aus, um Gehölzstrukturen unterhalb der Kunstmühle ausreichend wie bisher mit Wasser zu versorgen. Deswegen wird dort in einem zweiten Bauabschnitt eine Verbindung zu einem anderen dauerhaft wasserführenden Graben hergestellt.

Lageplan der Baufelder

Vorausgegangen ist eine aufwändige Planung. Bereits in seinem Renaturierungskonzept der Losse hat der Wasserverband in 1996 für das Wehr ein Umgehungsgerinne gefordert. Damit sollte das Wehr für die Wasserlebewesen passierbar werden, aber auch sichergestellt werden, dass insbesondere im Sommer ausreichend Wasser in der Losse verbleibt. Bei vollständiger Öffnung des Zulaufs zum Mühlgraben war das bei Niedrigwasser sonst nicht gewährleistet. Weil die dazu benötigte angrenzende private Fläche nicht zur Verfügung stand, ließ sich dieser Ansatz nicht verwirklichen. Das änderte sich erst 2019 mit dem Entschluss der Mühlenbetreiber, den Betrieb der Kunstmühle einzustellen. Bis 2021 wurde dort mit Wasserkraft Strom erzeugt. Dadurch entfiel die Notwendigkeit sowohl für das Wehr als auch das nicht machbare Umgehungsgerinne dort und der Weg wurde frei für eine Beseitigung des Wehrs. Im Gegenzug zum Verzicht auf den weiteren Mühlenbetrieb erklärte sich der Wasserverband bereit, das Wehr abzureißen.

Die Planung wurde durch die Insolvenz des ursprünglich beauftragten Planungsbüros erschwert. Die Suche nach einem neuen Planungsbüro nahm über ein Jahr in Anspruch. Letztendlich hielt der Verband im Herbst 2024 die Plangenehmigung in Händen. Damit konnten die Ausschreibung vorbereitet und die notwendigen Rodungsarbeiten im Januar durchgeführt werden. Ende Juni folgte die Förderzusage des Landes Hessen, welches 85 % der Kosten bezuschussen wird. „Diese hohe Förderung ermöglicht uns, die Maßnahme umzusetzen und war die letzte Voraussetzung für die Auftragsvergabe“, so Andreas Graf.

In der Plangenehmigung ist festgeschrieben, dass die notwendigen Arbeiten in einem Zeitkorridor von Mitte August bis Anfang Oktober stattfinden müssen. Die beauftragte Firma steht dazu in den Startlöchern. Der Wasserverband rechnet damit, dass die Bauarbeiten innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sind.

Das Wehr von oben